Bildunterschrift: Gruppenarbeit zum Einstieg „Projektmanagement braucht kein Mensch ?!“ (Foto: Kursleiterin Christine Müller)

Eine offene Tür zum Beruf für einen „Kollegen auf Zeit“

Dieser Blogbeitrag zeigt, wie an der VHS Lichtenberg gelebte Integration aussehen kann: Die Teilnehmenden meines fünftägigen Bildungsurlaubs vom 16. bis 20. Juni 2025 nahmen einen Hospitanten aus einem Deutsch-Integrationskurs als „Kollegen auf Zeit“ wie selbstverständlich in ihre Mitte auf.

Wie bereits im November 2024 hatte der Bildungsurlaub Projekte organisieren mit KI-Unterstützung im Programmbereich „Arbeit und Beruf“ auch wieder 40 Unterrichtseinheiten. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde die Gruppe kurzfristig von acht auf zehn Teilnehmende erweitert. Doch das war nicht der einzige Unterschied im Juni 2025.

Special – Ein besonderer Gast: Unser „Kollege auf Zeit“

Als Premiere durften wir in diesem Kurs einen Hospitanten begrüßen. Unser „Kollege auf Zeit“ besucht aktuell den Integrationskurs Deutsch auf dem B1-Niveau an der VHS Lichtenberg.

Am Mittwoch stellte er sich der Gruppe kurz vor. Thematisch passte er mit seiner Qualifikation als Englischlehrer perfekt in das Projektteam, das die Gründung eines Firmenstandorts in Aserbaidschan plante. Am Freitag stieß er zur finalen Projektpräsentation wieder zum Team und übernahm dabei sogar eine inhaltliche Beitragsrolle.

Kursinhalte und Methoden

Der fünftägige Kurs vermittelte ein umfassendes Bild des Projektmanagements – von den grundlegenden Planungsschritten über Teamdynamiken bis hin zur Integration moderner Ansätze wie KI und Agilität.

Als Dozentin wählte ich für den gemeinsam abgestimmten Seminar-Fahrplan tägliche Schwerpunkte:

  • Tag 1: Planungsphase – Ein Projekt entsteht

  • Tag 2: Menschen als Projektbeteiligte und die Arbeit im Team

  • Tag 3: Umfeldanalyse und Stakeholder-Kommunikation

  • Tag 4: Projektstart und Durchführungsphase

    • Exkurs: Agiles Projektmanagement mit Fallbeispiel

    • Exkurs: Einführung in KI mit Fallbeispiel

  • Tag 5: Kommunikation und Abschluss des Projekts

Angewandte Vermittlungsmethoden

Im Verlauf der Bildungswoche kamen diverse Methoden zum Einsatz, beginnend mit einer Vorab-Umfrage zum Interesse der Teilnehmenden am Projektmanagement. Theorie-Input und klare Begriffsdefinitionen bildeten die Grundlage. Neu war diesmal, dass die Teilnehmenden ihr Wissen täglich an einem neuen Fallbeispiel anwenden konnten. Den Schwerpunkt bildeten jedoch die durchgehende Gruppenarbeit und die Praxisübung am eigenen Projekt mit täglichen Aufgaben.

KI-Chatbots und ihre praktische Anwedung im Projekt

Der Kurs war sehr interaktiv von mir angelegt. Zum einen saßen die Teilnehmer ab dem zweiten Tag in Gruppentischen entsprechend ihres gewählten Projektthemas zusammen. Es gab viel Raum für Diskussionen im Plenum und Erfahrungsaustausch in den Gruppen. Jeder Tag hatte viele gesteuerte praktische Übungen zum jeweiligen Themenschwerpunkt. Als digitale Hilfsmittel konnten die Teilnehmenden entweder ihre eigenen Laptops mitbringen (haben fast alle gemacht) oder auf Leih-Laptops der VHS zurückgreifen.

Die zentrale Arbeitsplattform war die VHS-Cloud, auf der alle Unterlagen tageweise digital bereitstanden und die Gruppen ihre Arbeitsergebnisse ablegen und austauschen konnten. Ergänzend war der Zugriff auf weitere Online-Angebote wie Canva möglich.

Der Kurs war von einer äußerst engagierten Gruppe geprägt. Das Tagesfeedback lobte die hohe KI-Nutzung, merkte aber auch die große Stofffülle in der Kürze der Zeit kritisch an. Allen gefiel besonders das praxisnahe Lernen anhand von Fallbeispielen und die direkte Anwendung im eigenen Projekt.

Bildunterschrift: Gruppenarbeit zum eigenen Projekt „Zweiter Firmenstandort im Ausland“. Man erkennt die konzentrierte und positive Stimmung. (Foto: Kursleiterin Christine Müller)

Gruppendynamik oder: Lernen kennt keine Grenzen

Die Arbeitsatmosphäre wurde von den Teilnehmenden im Tagesfeedback durchweg als positiv und die Gruppenarbeit als sehr gut beschrieben. Sie vernetzten sich schnell untereinander, was zu einem regen Austausch auch außerhalb der geplanten Übungen führte.

Integration des „Hospitanten“:

Besonders bemerkenswert war die selbstverständliche Bereitschaft des Kurses, den internationalen Gast aus Bulgarien als Hospitanten anzunehmen. Für ihn, der kurz vor seinem B1-Abschlusstest stand, war es eine wertvolle Gelegenheit, Einblick in den deutschen Kursalltag mit Muttersprachlern zu gewinnen.

Für mich als Kursleiterin mit DaZ-Zusatzqualifikation war es mein Herzensprojekt und schön zu sehen, wie offen die Teilnehmenden für diese Erfahrung waren. Sicherlich hat es geholfen, dass bereits zwei weitere Personen mit Migrationshintergrund (Ukraine und Spanien) im Kurs waren. Beide waren jedoch schon fest im Arbeitsleben integriert und verfügten über C1-Sprachkenntnisse.

Bildunterschrift: Präsentation der Ergebnisse der drei Projektmitglieder zusammen mit dem Hospitanten. Der Stolz auf die eigene Leistung ist bei allen sichtbar. (Foto: Kursleiterin Christine Müller)

O-Töne: Stimmen von Teilnehmenden und dem Hospitanten

Das Einverständnis zur anonymisierten Wiedergabe des Feedbacks wurde von allen Beteiligten gemäß DSGVO eingeholt.

Sehr viel Input. Wenig Zeit.

Viel anwendbares Wissen. Zuwenig Zeit, sich in den Tools zurechtzufinden.

Ich fand die Idee mit dem „Praktikanten“ super.

In dem Projekt waren wir vier Personen. Zusammen haben wir es besprochen, aber ich bin erst am Ende reingegangen. Die Aufgabe war, dass wir uns das Resultat von dem Projekt nach zwei Jahren vorstellen. Wir haben das Szenario so gewählt, dass wir Probleme mit den Dokumenten und dem Finden von Mitarbeitern hatten, aber danach war alles Erfolg. Als unsere Gruppe das Projekt vorgestellt hat, war meine Rolle Direktor von der Universität in Aserbaidschan. Die Universität und die Firma arbeiten zusammen und die Studenten können ein Praktikum in der Firma machen und sie können Erfahrung sammeln. In dem Projekt haben wir nur auf Deutsch gesprochen. Das hat mir erlaubt, dass ich mit Muttersprachlern gesprochen habe.

Hospitant

Meine persönliche Reflexion als Kursleiterin

Als Dozentin waren meine Highlights das hohe Engagement der drei Projektgruppen und die „Aha-Momente“, wenn Teilnehmende beispielsweise die Sinnhaftigkeit eines gut ausgefüllten Projektsteckbriefs erkannten. Besonders gefreut hat mich jedoch, dass das Pilotprojekt mit dem Hospitanten so gut angenommen wurde. Das war für mich gelebte Willkommenskultur und – wie auch das Feedback des Gastes zeigt – eine offene Tür für die berufliche Integration.

Die größte Herausforderung für die Teilnehmenden, was ich selbst merkte und das Feedback bestätigte, waren meine knappen Zeitvorgaben.

Mein persönliches Learning: Für zukünftige Kurse werde ich den Aufgabenumfang reduzieren. Dazu wird es gezieltere Arbeitsblätter zur Anwendung der Wissensblöcke geben. Diese kleine Veränderung sichert den Lernerfolg und bietet den Teilnehmenden gleichzeitig ein praktisches Nachschlagewerk.

Fazit

Rückblickend wurde der Kurs von den Teilnehmenden überwiegend positiv bewertet, wobei besonders das gute Zusammenspiel von Theorie und Praxis gelobt wurde. Wenn ich auf die Projektergebnisse schaue, bin ich begeistert. Als Kursleiterin kann ich sagen: Die Kursziele wurden zu 100 % erreicht und in Bereichen wie der digitalen Informationsgewinnung und der kreativen Umsetzung sogar übertroffen. Eine super Leistung von allen!

Ausblick

Aufgrund der hohen Nachfrage wird der Kurs im nächsten Semester erneut angeboten.

PDiese Techniken helfen dir, mit deiner Zeit erfolgreich zu sein. Zeitmanagementrojektmanagement mit KI-Unterstützung – Bildungszeit

Kursnummer: Li5.04-008H
Mo. 17.11.2025, 09:00 – 16:00
Fr, 21.11.2025, 09:00 – 16:00

VHS Lichtenberg, 10369 Berlin, Paul-Junius-Str. 71, R-304